Bolivien - 1

Auf der anderen Seite des Titicacasees liegt ein Land, das zwischen Altiplano und Amazonasdschungel eine überragende Vielfalt von Landschaften und Menschen zu bieten hat....Mehr als die Hälfte der Menschen hier sind Indigenos (ursprüngliche Andenbewohner) und der Präsident ist ein Kokabauer;-) Was für ein Land.....

Bolivien ist arm.... vielleicht das ärmste Land Südamerikas aber vielleicht auch eines der reizvollsten und vielfältigsten....

Wir fahren weiter auf dem Weg nch La Paz (Was ist das eigentlich für ein geiles Land, wo die Hauptstadt des Landes "Der Friede" heißt)....

Zwischendrin überqueren wir den See mit kleinen floßartigen Fähren und die Landschaft ähnelt der amerikanischen Pampa mit Cowboys, kurz bevor wir La Paz erreichen......

Es ist kalt... Der höchste internationale Flughafen der Welt (der von La Paz) liegt auf über 4.000 Meter und die Stadt selbst liegt nur kurz drunter (3.800)...

Wenn Du durch die Straßen von La Paz läufst wird dir schlagartig bewußt, dass deine Pumpe so etwas nicht gewöhnt ist und nach der kleinste Treppe ähnelst Du einen fertigen Schnitzel... ;-) Höhenkrankheit und Lungenembolie, Gehirnblutungen und Tod sind hier bekannt und am Flughafen geben Sie einem Kleinkind, das nur noch spuckt Sauerstoff aus der Flasche...... Alltäglich hier......

Wir suchen uns eine Unterkunft für eine Nacht (2,5 Euro pro Nase) und morgen geht es dann auf den "Camino de la Muerte".....

Meine Reifen sind natürlich nicht da und so gehts mit abgefahrenen Slicks auf in die Dschungelrunde...... ;-)

Camino de la Muerte

Viel habe ich von dieser Straße gehört und unter Travellern ist sie eine bekannte Größe.... Von La Paz aus geht es erst mal (geteert) hoch auf 4.600 Meter, um dann in Richtung Osten durch die Anden runter auf 1.200 Meter eine Straße zu fahren,.... die nicht wirklich den Namen "Straße" verdient..... Wie die verkreuzten Finger einer Hand umschlingen sich die Berge immer tiefer in das fast tropische Gebiet der Yungas..... Es sind mehrere Klimazonen, die es zu durchfahren gilt und alles innerhalb von 50 Km. ... alles bergab........ An manchen Stellen ist der Nebel so dicht, dass es schwer fällt Käfers Motorrad zu sehen (obwohl nur 20 Meter entfernt) .. zum Glück hören wir es ja...... ;-) Weiter unten wird es dann wieder warm und wir sehnen uns danach, die dicken Jacken auszuziehen..... Leider ist es besser mit Jacke zu fahren, da der trockene Staub sich aufwirbelt und es besser ist, mit einem Schutz zu fahren.......

Man kan es sich schwer vorstellen, wie so ein Weg aussieht, wenn man nicht selbst gefahren ist..... Es ist weniger die Beschaffenheit des Weges (mal ein paar Steine, mal ein bischen Schlamm, mal fast sandig...) und weniger der 1.000 Meter herabreichende Abhang, der direkt neben der Spurbreite einer LKW Achse beginnt,...., es ist auch nicht die Tatsache, daß in Bolivien Rechstverkehr ist und auf diesem Weg aber offiziell Linksverker...... (Die Fahrer, die die Strasse nach unten fahren, fahren links, damit sie das linke Rad aus dem Führerhaus am Abgrund besser aus dem Fenster sehen können)... Es sind auch nicht die privaten Streckenposten, die an den unübersichtlichen Kurven (also den meisten ;-) stehen und gegen einen kleinen Obulus Dir zuwinken, dass Du jetzt fahren kanst... ;-) Es sind vielmehr die Fahrer der grossen! Busse und LKWs, die sich hier täglich hoch und runter schlingeln, die die Würze der Strasse ausmachen........ ;-)

Jeder fährt hier seinen Stil und jeder hat auch noch Zeit und/oder Gelddruck.... Es wird kein Millimeter nachgegeben und als Käfer mal aus Versehen auf der rechten Seite eine enge Kurve nimmt, kommt doch glatt ein LKW um die Ecke und hupt enerviert, obwohl Käfer schon fast im rechten (bergseitigen) Graben hängt, dass wir doch Idioten wären und warum wir nicht links fahren und Acht geben würden........ Mit einigem Halten und Schieben von Sabri sind wir dann doch noch an dem Kerle vorbeigekommen......

Nervenkitzel......

Da an den meisten Stellen die Straße nur eine Fahrspur breit ist, passisert es auch, dass Du plötzlich an eine Stelle kommst, wo bereits 6 LKWs/Busse stehen... wovon drei nach unten und drei nach oben wollen...... Die ganze Bevölkerung steht auf dem Weg und unterhält sich lautstark darüber, welche drei jetzt zurück müssen und welche drei Fahrzeuge Ihren Weg fortsetzten können...... Das Ganze ebbt dan nach so ca. 1/2 Stunde ab, da es dann Irgendjemanden gibt, der den Schwanz einzieht und halt den 25-Meter-Bus mit 50 Passagieren rückwärts die Strasse wieder einen halben Kilomter hochfährt..... Respekt ! und das, wenn sich die Räder nur ca. 5 cm vom Abgrund auf nasser, rutschiger Piste bewegen...... Die Jungs haben es drauf...... ;-)

Der "Camino de la Muerte", die "Strasse des Todes" wird so genannt, weil hier die meisten tödlichen Unfälle pro Jahr auf einer Strasse überhaupt in der Welt passieren... So wie es da runter geht, findet man auch Keinen mehr da....... Der Berg verliert sich im Nichts........

Na ja, kurz und gut.... für uns "Profis" ;-) kein Problem (Sabri: Ich steig ab! ;-) und wir meistern die erste Etappe der "Yunga-Runde" mit Bravour.... Fertig, aber gücklich und zufrieden errreichen wir am ersten Abend der Off-Road-Tour ein kleines Nest namens Coroico und lassen dort den Abend bei einer Dusche, Alkohol und einem schönen Bett (ohne Bettwanzen) ausklingen und bereiten uns auf das Kommende vor.........

Von Coroico geht es dann weiter, immer tiefer bewegen wir uns, der Weg wird immer schlechter.... und die Umgebung immer feuchter.... Was liegt näher, wenn es tiefer geht, und feuchter wird, dass der erste Fluss auf uns wartet ;-)

Es sind ca. noch 10 Km bis nach Mapiri dem nächsten Dorf, und der Weg ist unterbrochen durch einen ca. 60 m breiten Fluss..... einfach so...... geht der Weg drüben weiter....... Hmmmm... nun wirds lustig.... (Hier müßt Ihr auch unbedingt die Filme anschauen, die wir von den Flussüberquerungen und auch vom Camino gemacht haben.... echt geil.... !;-)

Die weltreisenden Profis machen nun Ihre 2 Mofas klar, um durch den Fluss zu fahren... Das heißt Käfer dichtet seinen Luftfilter ab (es heißt ja Luftfilter und nicht Wassserfilter ;-) und ich verpasse meiner BMW einen Schnorchel, der am Luftansaugpunkt beginnt und bis zum Cockpit hochreicht........ Na dann, ....., mal sehen......, wird schon klappen......

Es ist ein Heidenspaß und wir kämpfen uns durch den Fluß.... Wahnsinn... Fast hätte es eine querliegende BMW gegeben, aber alles geht gut .... und wir sind schon Stolz auf uns.... Sabri musste leider diesen, und auch die noch kommenden Flüsse zu Fuß durchqueren, da es nach dem ersten Versuch zu zweit, der in der Mitte des Flusses zu Ende war, klar ist... Wenn, dann nur alleine..... Was soviel heißt, wie nasse Füße bis kurz oberhalb der Knie ...... (aber das hatten die Fahrer auch, da es nicht geht, Flüsse zu durchqueren, ohne die Füße aufzusetzen... (siehe Videos).. ;-)

Bei so einem Gelände bleibt es auch nicht aus, dass wir (BMW Fahrer mit Beifahrerin und Gepäck, insgesamt ca.500 Kg) uns irgendwann legen (insgesamt 3 oder 4 mal schmeißt es uns) und an manchen Stellen bergauf muss Sabri laufen, da für mich die Steine und der Weg so an der Maschine nagen, dass ich die Kupplung rieche und das Mofa, als tragende Kuh geschont werden muss,..... Das bedeutet, dass wir an einem arbeitsreichem Tag 10 Stunden fahren und nur ca. 60 Km weit kommen...... Das ist halt das Tribut an unwegsames Gelände..... ;-) Aber es macht Spaß und es gibt halt auch nur einen Weg hier, so dass es auch keine Alternative gibt........

Menschen denen wir begegenen sagen uns (am gleichen Ort) , dass das nächste Dorf noch 2,4,6,8,10 und manchmal 12 Stunden entfernt ist...... es hängt davon ab, ob der den Du fragst schon mal dort war, oder das nächste Dorf überhaupt kennt, ob mit Bus, zu Fuß, mit Mofa oder beamen.... Hier kannst Du Dich auf nichts verlassen und es ist Abenteuer pur... wie geil......

Wir beenden die Runde ohne größere Verluste und kommen nach 6 Tagen wieder in La Paz an, wo wir uns ein schönes Hotel/Hostel nehmen (20 Euro/Nacht - mit allem Komfort) und verbringen noch einen Tag bei den Artesaniasverkäufern, wo Käfer noch ein wenig einkauft........

Käfers Mofa steht nun immer noch (er ist schon ein paar Tage weg) neben ca. 100 Hängematten im Keller des Hotels und wir werden die ganze Chose in ein paar Tagen per Spedition nach Barcelona schicken... (Hängematten und Mofa ;-)

Käfer machs gut..... es war eine schöne Zeit mit Dir.........Mal sehen, wann wir uns ... und wo... wiedersehen.......

Jetzt muß ich bloß noch die Sachen mit den Reifen hinkriegen... denn ohne Reifen kann ich nicht mehr fahren..... Ach ja, die weitergeleitetetn Reifen aus Lima sind natürlich hier auch nicht angekommen und man vermutet, dass die hier in Südamerika konkret vom Laster gefallen sind....... Hmmmm .. .Mittlerweile ist die Lieferung aus Deutschland storniert und ich erwarte Reifen aus Santiago de Chile.......

Hmmmm, mal sehen ob die ankommen...... ;-)

Soweit so gut... Sabri nimmt hier gerade eine Woche spanisch-Unterricht und dann geht es zum "Salar de Uyuni", eine weitere Besonderheit die Bolivien zu bieten hat...... Der größte und höchste Salzsee der Welt.... im Süden von Bolivien an der Grenze zu Chile... Man sagt, es soll dort die höchste zu befahrende Strasse der Welt geben...... irgendwas über 5.000 Meter.... Mal sehen, ob das Sprichwort stimmt..... ;-)

Bis denne - Grüße aus einer ganz armen, aber ganz besonderen Stadt........ La Paz......