25.10.2005 - Creel, Kupfercanyon - ich erhole mich..

Es sind mal wieder die Tage, die einfach notwendig sind, um das erlebte und durchlebte zu verarbeiten, und um den Rausch der letzten Nacht abklingen zu lassen.... ;-) Ich befinde mich in Creel, an der Nordseite des Kupfercanyon und hänge mit Jon und Mat, 2 Amis, ein paar Tage ab, bevor es nach Chiuaua geht...

Und so kam ich hier her....:

Grenzübertritt Tijuana:
Nachdem ich mich in den letzten verfügbaren amerikanischen Läden noch ein wenig eingedeckt habe hilft alles drumherumdrücken nichts...... ich muss über diese Grenze in ein unbekanntes Land.... ;-) Also dann.....

Es ist natürlich genau so, wie man es sich nicht vorstellt..... Ein 5 spuriger Highway, der aus den Staaten nach Mexico führt, wobei die amerikanische Seite schlicht durchwinkt, und die meikanische Seite auch...... ? .. Hmmm.. keine Kontrolle, keine Fragen, kein Passport.......komm einfach zu uns..... Ich weiss aber dass ich gewisse Papiere brauche und so halte ich an und gehe zu den Genzposten zurück und besorge mir die nötigen Durchreisepapiere.... Easy.....

Tijuana selbst ist ein "drecksloch" ;-) in dem Amis billig einkaufen und Party machen...... Nicht besonders interessant und so beschließe ich weiter die Baja California runter zu fahren.......

Die Baja California ist eigentlich gar nicht richtig "Mexico" denn hier ist alles fest in amerikanischer Hand. Viele Amis kommen hier her und kaufen ein Haus oder verbringen sonstige Zeit hier.... Der Gipfel sind die beiden südlichsten Städte ´Cabo San Lucas´ und ´San Jose de Cabo´ das entspricht etwa unserem Ibiza.....

Also, alles easy und ich pilgere, teils Offroad und teils auf asphalt immer weiter südwärts.... Alle 100 Km. sind Militärkontrollen, die nach Drogen fahnden.... immer ein Spass ;-)

Die ersten paar Tage sind etwas zäh, da die Umgebung fremd ist, aber wie immer... das legt sich und mit den Tagen wächst die Sicherheit und das Selbstvertrauen, und der Spass......

Es wird heisser und die Landschaft wird ..... kakteenreicher... Ich treffe viele Reisende, die mit den Mofas die Baja befahren und hänge mit den ein oder anderen ein paar Tage ab, auf dem Weg nach Süden.......

Abhängen heisst hier... Bier trinken.... Quatschen.... Club para Hombres..... und so weiter ;-)

In La Paz (nicht Bolivien;-) treffe ich dann Steve und Don wieder und wir gehen zusammen tauchen.... Das habe ich schon lange nicht mehr gemacht und werde es wohl noch ein paar mal machen......
Zum ersten Mal - Taucher wissen wovon ich spreche - habe ich einen Tiefenrausch....... Bei ca. 34 Meter verändert sich plötzlich die Wahrnehmung der äüßeren Welt... es ist wie ein Vollrausch, wo man sich plötzlich ganz alleine wiederfindet, die Reize und Eindrücke um einen herum sind wage, verschwomen und kaum präsent..... Ich weiss nicht mehr warum ich hier bin oder was die anderen Personen, die ich vor meinem Auge sehe hier machen ..... wo bin ich und was mache ich hier... Und vielleicht sollte ich dem Fisch vor mir meinen Lungenautomat geben..... er braucht doch auch Luft..... Ich höre mich selber atmen, .. um es andersherum zu sagen.. alles was ich höre ist nur noch mein atmen...... Ein kleiner Rest an Verstand sagt mir, das ich besser auftauchen sollte ... doch wie geht das..... Ich versuche verzeifelt meinen Buddy, der ca. 1 Meter unter mir schwimmt zu ereichen, doch ich schaffe es nicht........ Später verstehe ich, das ich anstatt Luft aus dem Jacket zu lassen (um zu sinken) Luft in das Jacket reingeblasen habe (das heist es geht nach oben) .. welll..... ein wenig höher verschwindet der Zustand von einer Sekunde auf die andere und ich bin wieder klar im Kopf......... Das ganze hat ca. 1 Minute gedauert und ist danach nicht wieder aufgetreten - auch beim 2ten Tauchgang nicht ;-) Heftige Sache.....

Ich habe jetzt auch schon 4 Leute getroffen, die mit dem Motorrad auf der gleichen Reise mit dem gleichen Ziel unterwegs sind..... unterschiedliche Geschwindigkeiten und unterschiedliche Präferenzen...... Wir sehen uns bestimmt wieder......


Los Mochis nach Batopilas
Los Mochis ist die Hafenstadt, in der man mit der Fähre von der Baja California ankommt und gleichzeitig Ausgangspunkt von "El Chepe" einer der einrucksvollsten Zugfahrten der Welt.
Die Überfahrt war mal wieder ein Traveller Treffen und Austausch von Ideen, Plänen und Zielen...... ;-) richtig gut..

Ich verbringe 2 Nächte in Los Mochis mit de Jungs von der Fähre (abhängen!) und bereite mich dann mental auf die Zugfahrt vor... Leider, so es der Mexicanische Gott will, ist es "im Moment" nicht möglich, ein Motorrad mit dem Zug zu transportieren, weil der entsprechende Cargo-Wagen kaputt ist..... Hmmm, da es keine Strasse in den Canyon gibt sieht es trübe aus - es wird wohl ein Umweg von ca. 1.000 Km um an das Ziel zu gelangen, wo der Zug hält........  
Beim fahren durch die Strassen hält mich ein Mexicaner auf dem Motorrad an, wir plaudern und er sagt mir dass da wohl einen Weg gäbe, und dass ich das wohl machen könnte....... Hmmm.. also dann, wollen wir mal unser Glück versuchen.... ;-) und auf zum "Barranca del Cobre" - Kupfercanyon..

Barranca del Cobre
Um sich eine Vorstellung zu mache was der Barrnca del Cobre ist, kan man einfach den bekannten "Grand Canyon" der Staaten nehmen und da ganze mal 3 oder 4 vergößern.... größer, steiler, tiefer, härter.......... und besser ;-) weil schöner...

Auf dem Weg zu dem Einstiegspunkt halte ich an einer Polizeikontrolle und wir plaudern ein wenig...... Wo ich denn hinwolle.... Ah.... ja, es gbt ein Weg, aber er ist voller Banditen, Waffen und Gewalt... Hmmm... Ok, also wir haben einen Weg, den "man" kennt, der in keiner Karte ist, also mehr ein Schmugglerpfad...... 200 Km voller Ungewissheit und unwegsames Gelände...... ;-) ... hört sich gut an, also nix wie hin.......

Nach mehreren Nachfragen finde ich den Einstiegspunkt und es geht los....... Man sagt mir, ich bräuchte so ca. 5 Stunden.....

Die üblichen unwegsamen Kilometer hinter mir steht sie vor mir.... meine erste Flussdurchquerung....... oder auch nicht ? Ich bin nicht ganz sicher, aber wenn ich da hin will - und zurück will ich auch nicht - muss ich da durch....... Es ist niemand da, der es mir vormacht und nun...... hmmmm.. ich schaue mir den Fluss an und suche nach der Tiefe.... Er ist nicht riesieg, vielleicht 30 Meter und wahrscheinlich nur Knietief...... aber wenn die Maschine da drin umfällt..... gute Nacht.....
Also hilft nur eins...... durch.... und peu a peu fahre ich die Maschine duch das Wasser, rutsche, und bringe sie heil rüber.... Yippie...... -) Adrenalin pur...... Natürlich stand ich bis zu den Knien im Wasser und die Boots sind voll, aber das macht bei 40 Grad im Schatten nix und trocknet bestimmt bald.......... ;-) Ok - 1:0 für mich.... und es geht weiter....
Um zu dem Dorf inmitten des Canyon zu kommen muss ich einmal die Schlucht wechseln, was ca. 1.500 Höhenmeter auf und danach ab bedeutet..... keep on going......

Stunden später...... es ist mittlerweile später Nachmittag, wird der Pfad so steil, dass ich nicht mehr anfahren kann, da sich das Hinterrrad eingräbt oder durchdreht - je nach Untergrund...... Ich bin noch Meilen entfernt von dem Dorf und komme nicht mehr richtig voran..... abgesehen von den 6 Litern Wasser, die ich schon getrunken habe fange ich auch an müde zu werden und es schleichen sich die ersten größeren Fahrfehler ein..... Es kommt ein Geländewagen mit 2 Mexicanern vorbei, die mir helfen aus der Grube anufahren und ich kan wieder weiter...... 20 Meter.... dann stecke ich wieder fest....... Beim Zurückrollen fällt die Maschine zum ersten mal um..... Ahhhh.. aber die Jungs sind noch da und kommen um mir wieder zu helfen...... Ich mache das ganze 4 bis 5 Mal - dann müssen die Jungs aber auch selber weiter..... ;-) Mittlerweile ist die Maschine heiß-gefahren und ich rieche schon die Kupplung....

Die Sonne ist schon untergegangn und ich bin immer noch da draussen am Kämpfen, doch die Fights werden schwächer und wieder schmeisse ich die Maschine am Abhang hin und bin fix und fertig.. Es ist fast dunkel, ich bin hier ? (Wo eigentlich) und das arme Mofa hat seinen härtesten Tag hinter sich... Leider liegt die Maschine mitten auf dem Weg, die Räder in die Luft, dem Berg zugewandt...... da geht gar nichts alleine......... was nun.......

Ich fange an ein wenig herumzuschreien und aus dem Hinterbusch höre ich Antworten.... Es sind ein paar Mexicanos, die hier leben und zu dritt heben wir die Maschine auf....... Ob ich bei Ihnen campen kann..... Ja klar, kein problem......
Ca. 15 Mexicaner und eine fiese Ziegelhütte...... Ok - das wird schon..Oli....
Hinterher stellt sich heraus, das dies ein Marihuana Anbaugebiet ist, voller Schmuggler und Mafia, das von der Polizei gemieden wird........

;-) Ok - Ich biete ein paar Bier an, Zigaretten und wir haben einen richtig netten Abend...... (Wenn man von Nett sprechen kann, da ich kein spanisch spreche und die kein Englisch....)

Mit einem wachen Auge verbringe ich die Nacht im Zelt und ... es wird morgens und alles ist noch da, und ich lebe auch noch ;-)

Also rauf auf den Bock und den Kampf weiterführen........ Ich falle noch einmal um (Ich brauche jetzt einen neuen Blinker) und geniesse noch einmal Hilfe..... und dann ist der Gipfelpass erreicht und es geht nur noch abwärts........ Batopilas ich komme.......

In dem Dorf treffe ich Jon und Mat, 2 Amis auf ner kleinen Tour und es ist wieder abhängen angesagt.... ;-)

Wir werden bis Chiuaua gemeinsamn Weges fahren und morgen geht es ersteinmal 3 Stunden per Pferd durch die Landschaft......

Heftiges  Erlebnis........